Der Schiffer schaukelt aus dem Hafen;
Vom Steuer sieht er noch das Haus,
Wo er die letzte Nacht geschlafen,
Dann führt der Sturm ihn frisch hinaus.
Und Jahr auf Jahr verweht im Winde;
Wie hat er oft zurückgedacht,
Im Traum geschaut die alte Linde,
Die Haus und Weib und Kind bewacht.
Und draußen, fern in heißen Zonen
Häuft Reichtum sich um seinen Mast.
Die treue Arbeit muß sich lohnen:
Fast sinkt, zu schwer, die goldne Last.
Sein Anker fällt am Heimatstrande.
Dort hat der Krieg sein Land zerstört;
Im Dorfe riecht es noch vom Brande,
Sein Kind ist tot, sein Weib betört.
Und lange starrt er auf die Stelle,
Wo einst sein kurzes Lindenglück,
Wo einst ihm eine liebe Schwelle -
Dann speit er aus und kehrt zurück.
Und läßt sein Boot sich fertig machen,
Und rudert weg in Wahn und Weh.
Verlassen schwankt und treibt ein Nachen,
Möwenumschrien auf leerer See.
Detlev von Liliencron (3.6.1844 - 22.7.1909)