Kriegsschrei

Aus blinden Scheiben
seh' ich die Wälder,
den grauen Himmel,
vom Regen so schwer.
Ich sitz' im geheizten Zug,
doch glücklich bin ich nicht.
Mein Herz schreit
vor Unzufriedenheit,
vor Bequemlichkeit;
es schreit vor Begierde,
es schreit nach den Wäldern,
es schreit nach dem Himmel,
es schreit nach dem Regen,
der Nässe, der klammen Kälte,
es schreit nach Krieg.
Bringt mir mein großes,
rotes Reckenpferd wieder,
das ihr so schmählich
verrecken habt lassen.
Bringt mir den Zweihänder wieder,
stolz trage ich den Stahl;
ich will Krieg,
ich will Krieg,
ich will Krieg,
ich will Kampf,
ich will Blut, Verzweiflung, Tränen;
ich will vernichten
oder vernichtet werden,
ich will es bis aufs Blut,
bis auf die blanken Knochen;
es zieht mich hinaus,
hinaus in die Wälder,
wo ich mich verstecken kann,
wo ich jagen kann,
wo ich zermürbt werden möchte.
Vernichten
oder vernichtet werden,
ist es denn so schwer,
das ist alles, was ich will,
ist es denn so schwer,
das ist alles, was ich will.
Alles.


Gisela Nagy, 04.09.1994