Zaun

Ein Zaun, sorgfältig gebaut aus aufgeschnittenen, glattgeklopften Tonnen, verrostet, braun.
Zäune Dich ein, stecke Dein Terrain ab. Laß sie nicht rein, denn sie werden Dir weh tun. Umzäune Dich, damit sie nicht kommen.

Ein Zaun aus S-Drahtrollen, hoch, scharf, trau Dich nur..., dahinter als Schutz gegen Schüsse Schutt in riesigen Einkaufstüten. Sieht jedenfalls so aus. Oder wir nehmen Sandsäcke... Damit wir nicht erschossen werden, ein Zaun, damit niemand zu uns hineinkommt. Und ans Tor stellen wir grimmige Wachen, bewaffnet, damit sie nicht einfach erschossen werden. Bewaffnet, damit sich niemand reintraut.

Zäune Dich ein, zäune Dich ein, denn sie werden kommen um Dich zu holen, ja, das werden sie, unweigerlich, unaufhaltbar.

Ein Zaun am Straßenrand, ein Zaun aus Schrotteilen, alten Autotüren, verrostet, Bettgestellen, verrostet. Umzäune den Weg, damit sie nicht zu Dir kommen, sondern weitergehen zu Deinen Nachbarn.

Ein Zaun aus Holzpflöcken, rot angestrichen... ein Zaun aus Schnur und mit roten, dreieckigen Schildern. Mines. Ein Zaun, damit sie auf dem Weg bleiben und nicht ins Minenfeld treten. Zäune den Weg ein, zäune die Straße ein, damit wir nicht vom rechten Weg weichen, denn dafür werden wir bitterlich bestraft werden....

Ein Zaun aus grauen Steinen, an jedem Pfosten hoch Stacheln in den Himmel. Tore aus verrostetem Blech, höher noch als die Mauer, rechts und links Stacheln noch höher in den Himmel. Baue eine Mauer um Dein Haus und Deinen Hof, damit sie nicht einfach hineinspazieren in Deinen Flur, damit sie nicht einfach hineinspazieren und Dich töten. Zäune Dich ein, Du wirst Deine Feinde schon erschießen, wenn sie dabei sind, über Deine Mauer zu klettern, nachts. Vielleicht spießen sie sich auch an den langen Stacheln auf. Zäune Dich ein, zäune Dich ein, damit Dich niemand holen kommt.

Gisela Nagy, 05.03.2000 - 13.03.2000

Geschrieben im Kosovo. All diese Zäune gibt es dort wirklich.